Sprint abgeschlossen, Backlog aktualisiert – und dann? Ganz einfach: Dann beginnt alles von vorn, denn Scrum verläuft in Zyklen. Die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte ist dabei immer gleich Vorbereitung, Sprint, Review und Retrospektive. Sobald ein Sprint ausgewertet ist, können auch schon die Vorbereitungen für den nächsten beginnen.
Erst dadurch, dass die Ergebnisse eines Sprints immer in die Gestaltung des nachfolgenden einfließen, kommt der agile Charakter der Methode vollständig zum Tragen: Anstatt den kompletten Projektverlauf bis ins Detail zu planen, arbeitet ein Scrum Team in Etappen, die aufeinander aufbauen und es durch ständige Selbstreflexion ermöglichen, jeden Schritt ein wenig präziser durchzuführen als den zuvor. So entsteht in jedem Sprint mit dem Increment ein Teilergebnis, das im Grunde sogar schon einsatzfähig ist – wenn auch in eingeschränktem Lieferumfang – und das mit jeder Wiederholung des Kreislaufs aus Vorbereitung, Sprint und Reflexion weiter ausgebaut und präziser auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet wird.
In diesem Punkt unterscheidet sich Scrum wesentlich von klassischen, linear ausgerichteten Methoden des Projektmanegements. Anstatt eines Produkts, das erst nach Abschluss aller Teilprozesse benutzbar ist, erhält der Kunde bereits nach jedem Sprint ein voll funktionsfähiges Increment. Das bedeutet, dass es keine unliebsamen Überraschungen geben kann, weil die Entwicklung im stillen Kämmerlein geschehen ist und der Kunde bis zuletzt nicht sehen konnte, wie das Produkt aussieht und was es kann. Vor allem aber ermöglicht der agile Prozess die flexible Anpassung an veränderte Kundenwünsche oder Bedürfnisse.
Bauen wir nach einer linearen Methode ein Auto, dann fangen wir mit dem Motor an, bauen drumherum eine Karosserie, dazu ein Lenkrad – und wenn wir alles beisammen haben, ist das Projekt abgeschlossen und das Auto fertig. Die große Schwäche dieses Vorgehens? Erklärt der Kunde sich auf halber Strecke durch den Entwicklungsprozess, dass die Zielgruppenanalyse ergeben hat, dass mehr PS sich besser verkaufen, ist es schon zu spät, um den Motor noch zu verändern.
Ein Scrum Team geht hingegen so vor, dass es im ersten Sprint ein Skateboard entwickelt, um etwas auszutesten. Dann entwickelt es das weiter, erst zu einem Roller, dann zu einem Fahrrad, einem Motorrad. Fällt dem Kunden auf, dass er mehr PS braucht, kommen die einfach im nächsten Sprint dazu. Und vielleicht entsteht so Increment für Increment ein Auto. Vielleicht gefällt dem Kunden aber auch schon das Motorrad so gut, dass das Projekt hier abgeschlossen wird. Oder das Scrum Team arbeitet weiter und entwickelt aus dem Skateboard ein Fahrzeug, das es so noch nie gab. Ganz in Anpassung an die Wünsche des Kunden.